Laptop an, Tanz genießen!

Ich glaube ja nicht, dass die Welt nach der Pandemie eine andere ist – zumindest nicht im Großen und Ganzen. Aber: Es gibt ein paar Dinge, die wir beibehalten könnten. Und zwar das Streamen von Tanzstücken, und zwar nicht als Ersatz, sondern ZUSÄTZLICH zu hoffentlich, hoffentlich bald wieder risikolos erlebbaren Tanzereignissen. Hier mal nach Kiev steppen, dort mal nach München, wie wunderbar ist das denn? Viele, viele Häuser bieten mittlerweile Videos an, das Ganze entwickelt sich…

Meine besten Streamingtipps für Januar und Februar:

ZÜRICH. Hier machen mir schon die Szenenfotos ganz große Lust aufs Streaming: Ich mag die düster-fantastische Optik mit Betoncharme. Die nicht neue, aber seinerzeit hochgelobte Produktion von Christian Spucks „Winterreise“ ist am 13. Februar (Samstag) kostenfrei bei der Oper Zürich im Streaming zu sehen. Von da an könnt Ihr das Stück, das 2018 entstand, als Video on Demand sehen. Die Züricher schreiben: „Ähnlich wie Hans Zender geht es Christian Spuck in seiner 2019 mit dem renommierten «Prix Benois de la Danse» ausgezeichneten Inszenierung  weniger darum, die äusserlichen Stationen des Reisenden zu bebildern, als sich vielmehr in ausgreifender Abstraktion mit dem Zyklus auseinanderzusetzen. In einer Mischung aus grossen Ensembleszenen und intimen Solobildern unternimmt Christian Spuck eine Reise ins Innere des Menschen. Dabei erkundet er so zeitlose Themen wie Liebe, Sehnsucht, Entfremdung und Verlassenheit und ermöglicht mit den Mitteln des Tanzes eine neue Perspektive auf eines der grossen klassischen Meisterwerke.“ Ein Blick auf die Website der Oper lohnt, es gibt einen Podcast mit Christian Spuck, eine Einführung in die Inszenierung, Probenfotos und vieles mehr.

Das Ballett Zürich zeigt zunächst im Streaming, dann als Video on Demand seine „Winterreise“ aus der Saison 2018/19. Foto: Gregory Batardon

HANNOVER. Achtung – Uraufführung! Auch das gibt es in diesen Tagen. Mein lieblingsverrückter Choreograf Marco Goecke hat ein neues Stück mit dem Staatsballett Hannover erarbeitet. Es geht um Marguerite Duras‘ „Liebhaber“. „Der Liebhaber ist die erste abendfüllende Uraufführung von Marco Goecke in Hannover und sein fünftes abendfüllendes Werk.

Das erfolgreichste Buch der französischen Autorin Marguerite Duras (1914 – 1996), in dem sie – zumindest teilweise autobiografisch – von einer Amour fou als Fünfzehnjährige mit einem zwölf Jahre älteren Mann erzählt, fasziniert den Choreografen seit vielen Jahren. Der literarische Stoff ist universell, eine Liebesgeschichte, die die Leser*innen in all ihren Facetten in den Bann schlägt und auf eine Umsetzung im Tanz geradezu wartet. Indochina zur französischen Kolonialzeit, Saigon, das Exotische, Dunst und Hitze, Regen, überflutetes Land, ein weißes Mädchen mit rosafarbenem Männerhut und Goldschuhen, eine vaterlose Familie in schwierigen Verhältnissen, eine labile Mutter und zwei höchst problematische Brüder. Ein reicher Chinese mit schwarzer Limousine, der Lärm der Stadt, eine leidenschaftliche Begegnung über alle Konventionen hinweg: Eine Liebe, die keine Zukunft hat und dennoch ein ganzes Leben lang währt, obwohl beide sich nach dem Weggang der Erzählerin nach Paris nie wieder gesprochen haben – bis auf ein einziges Telefonat am Ende., schreibt die Staatsoper Hannover.

Live Stream: 27. Februar (Samstag), 19.30 Uhr.

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Nikita Zdravkovic berichtet von der Probenarbeit mit Marco Goecke und tanzt Szenen aus „Der Liebhaber“.

HAMBURG/BADEN-BADEN. Auch das Hamburg Ballett und John Neumeier machen mit bei den digitalen Performance-Angeboten. „Ghost Light“ wurde zu und während Corona entwickelt, ARTE zeigt die über zweistündige Aufführung im Festspielhaus Baden-Baden. „Ghost-Light“ ist bei hier bei ARTE noch bis zum 23. April verfügbar.

Szene aus „Ghost Light“ des Hamburg Balletts im Festspielhaus Baden-Baden. Foto: ARTE

DEN HAAG. Zwei Uraufführungen an drei Abenden im Livestream: Tanzfans können am 15., 16. und 17. Februar die Aufführungen des zweiteiligen Abends „Shadows Whisper’s“ mit dem Nederlands Dans Theater verfolgen. „Shadows Whisper’s“ besteht aus den Stücken „From England with Love“ von Hofesh Shechter und „Baby don’t hurt me“ von Imre & Marne van Opstal. Wow!

Dazu heißt es beim NDT: „Hofesh Shechter, one of the most exciting contemporary dance artists, recognized as both a choreographer and composer, will create a new piece for this programme. In 2016 Shechter made his first piece especially for NDT 1, Clowns, and in 2018 he created VLADIMIR, that cemented the maker’s organic and feverish movement language as part of the NDT repertoire.

After their NDT 2 premiere The Grey (2017) and their highly praised first piece for NDT 1 Take Root (2019), Imre van Opstal & Marne van Opstal are returning with another world premiere they will create for NDT 1. These emerging voices are exemplary of how NDT commits to young, boundary pushing makers, and how dancers can transition into the art of choreography.“

Die Tickets für 15 Euro können hier bereits gekauft werden.

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Das NDT probt Hofesh Shechters „From England with Love“. Video: NDT, Youtube

MÜNSTER. Der Titel des Stückes ist in diesen Tagen wenig kreativ, aber was Choreograf Hans Henning Paar mit seiner Compagnie am Theater Münster erarbeitet hat, lohnt sich! DIS-TANZ st ein feines Stück nicht nur zur Pandemie und unserem Alltag, sondern zu menschlichen Distanzen ganz . Mir gefiel auch die Musik sehr (J. S. Bach, Scanner, Nils Frahm). DIS-TANZ wurde bereits als Stream gezeigt, am 30. Januar (Samstag) um 19 Uhr beginnt die nächste (kurze) Phase.

Szene aus „DIS-TANZ“ am Theater Osnabrück. Foto: Oliver Berg

MÜNCHEN Hier ist Eile geboten: Nur noch bis zum 26. Januar (Dienstag), 0 Uhr, streamt das Bayerische Staatsballett den Klassiker SCHWANENSEE, und zwar in einer modifizierten Fassung (aufgrund der besonderen Aufführungsbedingungen) von Thomas Mayr. Aufgezeichnet wurde am 5. und 6. Dezember 2020. Für 9,90 Euro kann das Stück 24 Stunden lang angeschaut werden.

Szene aus „Schwanensee“ am Bayerischen Staatsballett – -als Video on Demand bis zum 27. Januar verfügbar. Foto: Hoesl

MÜNCHEN Mit PARADIGMA feierte das Bayerische Staatsballett am 4. Januar die erste Premiere der Saison. Aufgezeichnet wurde die Aufführung noch im Dezember, ausgestrahlt wird sie aktuell auf Staatsoper TV. Paradigma vereint drei Werke, davon zwei Premieren und eine Wiederaufnahme. Mit Bedroom Folk von Sharon Eyal und Gai Behar holt das Staatsballett eine Premiere nach, die letzte Saison aufgrund der Corona-bedingten Schließung der Theater nicht stattfinden konnte. Liam Scarletts neoklassisches With a Chance of Rain ist erstmals in Europa zu sehen. Russell Maliphants Broken Fall, nach siebenjähriger Pause erstmals wieder im Programm, komplettiert den Dreiteiler.

Bis 6. Februar verfügbar: der dreiteilige Abend „Paradigma“ am Bayerischen Staatsballett. Foto: Wilfried Hoesl

OSNABRÜCK „Mit OPEN WINDOWS IX erobert ab dem 24. Januar (Sonntag) die erste Tanzproduktion unser Digitales Theater!“, schreibt das Theater Osnabrück. „Für die neunte und letzte Ausgabe von OPEN WINDOWS kreieren fünf Tänzer*innen der Dance Company eigene Choreografien, diesmal für die digitale Bühne. Alle Fünf lassen sich auf das Experiment ein, digitale Technik, Tanz und Choreografie in künstlerische Verbindung zu setzen.“ Nach der Online-Premiere um 19.30 Uhr ist das Stück als Video on Demand für 9 Euro verfügbar.

Marine Sanchez Egasse in SURRENDER TO PLEASURE von Ohad Caspi. Video-Still aus dem Stream von „Open Windows 9“ am  Theater Osnabrück.

BUENOS AIRES Jetzt mal weg von den Bühnen: Der meiste Tanz findet doch gar nicht on stage statt. Ein gutes Beispiel: der Tango in Buenos Aires. Arte zeigt am 15. März die Geo Reportage „Die Tango-Spelunken von Buenos Aires“. „Die Reporter tauchen tief in die Tangoszene von Buenos Aires ein, folgen dem jungen Ehepaar Marcelo und Lucila, dem Tango–DJ Mariano sowie den weltberühmten Tango-Maestros Carlos und Rosita Pérez in ihre Welten. Sie zeigen ihren Alltag in dieser verrückten, lauten Stadt und ihre leidenschaftlichen, nächtlichen Milongas in den Tango-Bars El Floreal oder Los Laureles“, heißt es bei Arte. Online ist die Sendung dann bis 21. März verfügbar.

Geo-Reportag bei Arte: Die Tango-Spelunken von Buenos Aires: Marcelo Lavergata verdient sein Geld als Tangolehrer und Milonga-Veranstalter in Buenos Aires. © Medienkontor/German Kral Foto: ARTE

KIEW Habt Ihr noch Lust auf ein wenig Weihnachtszauber oder wollt Ihr vielleicht NUSSKNACKER mit Nussknacker vergleichen? Bis zum 26. März könnt Ihr Euch noch die Version des ukrainischen Nationaltheaters Kiew anschauen (Choreografie Valery Kovtun).

Szene aus „Nussknacker“, ukrainisches Nationaltheater. Verfügbar über Operavision und Youtube.

LONDON Crystal Pite ist meine Lieblingschoreografin! Wie schön, dass das Royal Opera House London wieder Video on Demand anbietet: Pites Stück „FLIGHT PATTERNS“ ist bis zum 6. Dezember abrufbar – für nicht einmal 3 Pfund (Bezahlung per Kreditkarte). Unbedingt hier ansehen! Auf dem gleichen Kanal gibt es Christopher Weeldons „WITHIN THE GOLDEN HOUR“ (knapp 12 Euro).

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Trailer zu Crystal Pites „Flight Pattern“
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Trailer zu „Within the Golden Hour“

PARIS. Eine fantastische Gelegenheit, hinter die Kulissen der Ballettausbildung an der Pariser Oper zu schauen: Fünf Jahre nach einer ersten Doku-Reihe zeigt Arte die Schüler von einst und portraitiert sie nun während ihrer letzten Monate der Ausbildung, bei den ersten Rollen im normalen Corps de ballet oder an neuen Wirkungsstätten. „Die Tanzschüler der Pariser Oper – fünf Jahre später“ ist noch bis zum Frühsommer zu sehen.

Die Tanzschüler der Pariser Oper… 5 Jahre später: Die Arte-Serie portraitiert die Eleven von einst und zeigt, wie sie in ihre Berufskarriere einsteigen. © Schuch Productions Foto: ARTE France

RENNES NOMAD von Sidi Larbi Cherkaoui und seiner Company EASTMAN. Arte zeigt eine Aufzeichnung vom 16. Oktober 2020 im Théâtre National de Bretagne, Rennes.

Arte zeigt NOMAD von Sidi Larbi Cherkaoui. Foto: Gwendal Le Flem.

ISRAEL Das schon ältere, aber zeitlose Stück, wie die Kibbutz Contemporary Dance Company sagt, IF AT ALL wird auf Youtube gestreamt.

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Das THEATER KOBLENZ hat ein digitales Programm zusammengestellt, darunter ist ein Tanzstück. NICHT MIT DIR UND NICHT OHNE DICH. Das Ticket für den Stream kostet 9 Euro und ist bis zum 31.12. einlösbar. Einen direkten Link gibt es leider nicht, aber von der Startseite der Webseite des Theaters Koblenz findet man das Angebot schnell. Dort heißt es: „Dieses Ballett von Steffen Fuchs ist die tänzerischer Erforschung der zahlreichen Facetten der Menschlichkeit, welche die „Goldberg-Variationen“ von Johann Sebastian Bach das Publikum musikalisch erleben lassen. 15 Tänzer. 15 Soli. Jeder für sich und doch nicht allein. Im Austausch zwischen Körper und Musik entsteht zu ausgewählten Variationen in der Version für Harfe ein aufs Wesentliche konzentriertes Miteinander.“

Szene aus: Nicht mit Dir und nicht ohne Dich. Foto: Matthias Baus für das Theater Koblenz

In PIXEL bewegen sich die Körper der Tänzer durch einen sich ständig wandelnden digitalen Raum, bis Illusion und Realität miteinander verschmelzen. In dem von MOURAD MERZOUKI geleiteten Zentrum für Choreografie CNN Créteil & Val-de-Marne arbeitet der Choreograf mit der Compagnie Adrien M / Claire B zusammen, die in virtuellen Installationen und dreidimensionalen Performances den Dialog zwischen Körper und digitaler Illusion auslotet.  Arte zeigt das Stück hier.

Szene aus „PIXEL“. Foto: Laurent Philippe

Wer Lust hat selbst zu tanzen, schaut mal bei Gauthiers Gute-Laune-Kanal #wohnzimmerballett vorbei. Eric ist Fun und macht mit Dir per Youtube Warm up, Hiphop, Salsa, Penguin Dance für Kinder… herrlich!

Eine ganz großartige Dokuserie: MOVE! auf Netlix. Heiß empfohlen. Alle Details hier in diesem Blogbeitrag.

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